Für den Unionspolitiker Kees de Vries ist die Kreislaufwirtschaft entscheidend, um die Böden gesund zu erhalten. Als Landwirt kennt der Bundestagsabgeordnete das Thema aus der Praxis und setzt im eigenen Betrieb auf bodenschonende Verfahren.
Einige Studien sehen den Boden, vor allem in Ostdeutschland, bedroht: Wie beurteilen Sie die Lage?
Kees de Vries: Es ist unbestritten, dass wir in puncto Bodengesundheit hier und da Probleme haben. Dies zu verbessern kann nur gelingen, wenn wir in Überschussregionen mit hoher Viehdichte sparsamer mit organischem Dünger umgehen, den wir in anderen Regionen brauchen, um unser Bodenleben zu gesunden. Wir müssen zurück zu einer Kreislaufwirtschaft, in der wir ein gesundes Bodenleben mittels organischer Düngung unterstützen und nicht länger versuchen, dieses Bodenleben zu ersetzen.
Halten Sie die gesetzlichen Regelungen zum Bodenschutz für ausreichend?
Kees de Vries: Im Hinblick auf Erosion wurden alle Ackerflächen in Deutschland bezüglich ihrer Gefährdung bewertet und in Klassen eingestuft. Für die Betriebe ergeben sich daraus Mindeststandards zur Verhinderung von Wasser- oder Winderosionsereignissen, die im Rahmen der Bewirtschaftung einzuhalten sind. Die Klärschlammverordnung, die Grenzwerte für die Belastung mit Schwermetallen und anderen Schadstoffen enthält, spielt für den Bodenschutz eine ebenso große Rolle wie die Regelungen zum Flächenverbrauch für Infrastruktur und Versiegelung. Aber wir müssen in der Landwirtschaft noch stärker über Anreize unsere Agrarumweltmaßnahmen im Rahmen der „Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz“ an Bodenschutzzielen ausrichten.
Kees de Vries
Kees de Vries ist direkt gewählter CDU-Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Anhalt. Er ist ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Der Deutsch-Niederländer bewirtschaftet in der Region Vorfläming (Sachsen-Anhalt) einen Milchviehbetrieb mit 700 Kühen.
Hierzu zählen beispielsweise die Anreicherung des Humusgehaltes durch die Förderung vielfältiger Fruchtfolgen im Ackerbau, die Beibehaltung von Zwischenfrüchten und Untersaaten über den Winter und angepasste Anbauverfahren auf erosionsgefährdeten Standorten.
Mehr als dreiviertel der Fläche Deutschlands sind land- und forstwirtschaftlich genutzt: Wie sieht es mit dem Bodenschutz auf der „restlichen“ Fläche aus?
de Vries: Diese Flächen sind extrem unterschiedlich und reichen von Betriebsgelände wie von der Deutschen Bahn oder Flughäfen bis hin zu privaten Gärten und Parkflächen. Es gibt spezielle Regelungen für den Bodenschutz beim Bergbau. Trotzdem stehen wir hier noch am Anfang, wie die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln durch Privatpersonen zeigt, welche erst vor kurzem reglementiert wurde.
Für einige ist es fast schon eine Glaubensfrage: Was ist unter dem Aspekt „Bodenschutz“ besser – mit oder ohne Pflug ackern?
de Vries: Über Jahre hinweg war der pfluglose Ackerbau voll im Trend. Mittlerweile setzen Experten wieder auf die Vorzüge der intensiven Bodenbearbeitung mit dem Pflug. Beide Verfahren, intensive Bodenbearbeitung und Direktsaat haben ihre Vor- und Nachteile. Der Landwirt kennt seinen Standort und die jeweiligen Bedingungen am besten und muss von Fall zu Fall abwägen, wie er seinen Boden bearbeitet.
Was unternehmen Sie persönlich als Landwirt, um Ihre Böden zu schützen?
de Vries: Uns ist es wichtig, nachhaltig mit allen Ressourcen umzugehen. Vor allem ein gesunder Boden sichert langfristig gehaltvolles und ertragreiches Futter für unsere Kühe. Wir legen besonderen Wert auf organische Düngung sowie Kompostierung unseres Festmistes zur optimalen Versorgung des Bodenlebens. Außerdem nutzen wir bodenschonende Maschinen zur Vermeidung von Bodenverdichtungen.
Das Interview führte Dietrich Holler, vox viridis, Berlin
Das Gespräch ist am 11. August im DLG-Mitgliedernewsletter erschienen