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Intellektuell mit Bodenhaftung

Das Blog „Frisch vom Land – von wegen provinziell“ zeigt Macherinnen und Macher vom Land. Dahinter steht die Zeitschrift „Die Politische Meinung“. Chefredakteur Dr. Bernd Löhmann erläutert, worum es geht.

Auch abrufbar im Magazin des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten

VDAJintern: Was motiviert Sie, auf Landwirtschaft und ländliche Räume zu schauen?

Dr. Bernd Löhmann: Mit unserem Blog schauen wir nicht auf die Dörfer und die Menschen, die dort leben, sondern geben ihnen „ebenerdig“ das Wort. Bei den Bauern-Demos stand „Redet mit uns!“ auf vielen Plakaten. Dieses Dialogangebot greift unsere Redaktion auf. Über Landwirtschaft und ländliche Räume wird inzwischen viel gesprochen, allerdings auch in dem Sinne, dass bis ins Detail von außerhalb der Dörfer vieles vorgegeben wird, was den Alltag dort bestimmt, beispielsweise im Nahverkehr. Der Eindruck, nicht mehr Mitgestalter der eigenen und gemeinsamen Lebenswelt zu sein, darf sich weder auf dem Land, noch in der Stadt verfestigen.

VDAJintern: Wie viel Nähe zu denen in der Provinz darf es denn sein?

Löhmann: Das klingt arg nach Verbrüderung. Ich formuliere es lieber so: Wer auf dem Land lebt und arbeitet, verdient dieselbe Sympathie wie die überwiegend urbanen Jugendlichen von Fridays for Future. Gerade weil sich niemand Polarisierungen wünschen kann, muss man feststellen, dass die Landwirtschaft insgesamt und mit ihr die ländlichen Regionen im Vergleich zu anderen Akteuren kommunikativ in die Defensive geraten sind. Über die Ursachen kann man lange debattieren, aber Resignation oder wutbürgerliche Attitüden sind keine konstruktiven Reaktionen, und ich glaube, so denkt die Mehrheit auf dem Land nicht. Leider ist es so, dass in der breiten Berichterstattung die Lauten oder Frustrierten mehr Aufmerksamkeit erhalten. Das wollen wir ändern, und zeigen die Vielfalt der engagierten und kritischen Bürgerinnen und Bürger in den Regionen.

VDAJintern: Womit dürfen wir denn rechnen?

Löhmann: „Frisch vom Land und kein bisschen provinziell“ sind unzählige Frauen und Männer in den ländlichen Regionen. Unser Blog soll zeigen, was sie dort auf die Beine stellen, was sie bedrängt und was sie über ihr unmittelbares Umfeld hinaus beitragen. Das Spektrum umfasst die Landwirtin in Ostdeutschland ebenso wie den Volksbankleiter in Niedersachsen oder den Förster in Süddeutschland, um nur einige Beispiele zu nennen.

VDAJintern: Ihre Zeitschrift „Die Politische Meinung“ bietet laut Selbstdefinition „eine der individuellen Eigenverantwortung verpflichtete, im christlichen Menschenbild verankerte Ethik“: Geht es eine Nummer kleiner?

Löhmann: Wenn es um Grundüberzeugungen geht, ist „Downsizing“ nicht unsere Sache. Die Zeitschrift bekennt sich zu einem intellektuellen Anspruch, doch ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Wenn etwas Gutes rauskommen soll, ergänzen sich Theorie und Praxis, Erfahrung und Vorausdenken. Deswegen darf und muss man bei uns manchmal, wenn Sie so wollen, aufwendiger formulieren. Das heißt aber nicht, dass wir die Sicht und konkrete Erfahrung oder einfache klare Ansage weniger wertschätzen.

VDAJintern: Und wie sind Sie auf die Idee für das Blog „Frisch vom Land – von wegen provinziell“ gekommen?

Löhmann: Die Zeitschrift „Die Politische Meinung” hat Anfang 2020 den Titel „Landwirte – Feeding the Future“ veröffentlicht. Wir waren sehr erfreut über die Reaktionen zu dieser Ausgabe, denn sie ist bis heute Teil der Debatte. Gemeinsam mit dem Berliner Redaktionsbüro vox viridis haben wir daraufhin den Blog „Frisch vom Land – von wegen provinziell“ entwickelt und an den Start gebracht. Wiederum sind wir sehr erfreut, dass wir damit eine Diskussion, vor allem in den sozialen Medien, anstoßen.

VDAJintern: Mal eine ganz persönliche Frage: Sie sind Geisteswissenschaftler: Was verbinden Sie mit der Provinz samt den Menschen, die dort leben und arbeiten?

Löhmann: Ich erfreue mich in Berlin an der Vielfalt der Menschen und Kulturen, beobachte aber, dass man dort die Diversität des ländlichen Lebens nicht kennt oder sogar verkennt. Die grandiose Vielfalt Deutschlands und Europas erlebt nur, wer übers Land fährt, und nicht nur auf Städtetouren. Und das sage ich als Kunsthistoriker.

VDAJintern: Das klingt nach kommunikativer Kontemplation!

Löhmann: Dem widerspreche ich nicht. In der digital expandierenden Mediengesellschaft existiert eine neue ‚German Angst‘ – nämlich jene, nicht genügend vorzukommen oder öffentlich durchzudringen. Die können, rüsten kommunikativ auf und senden, was das Zeug hält, in die digitale Unendlichkeit. Dabei vergisst man leicht, dass Kommunikation ein zweiseitiger Prozess ist, der neben dem Senden auf das Empfangen zielt. In diese Richtung wollen wir mit unserem Blog steuern und lassen andere zu Wort kommen.

VDAJintern: Ihre Zeitschrift „Die Politische Meinung“ bietet laut Selbstdefinition „eine der individuellen Eigenverantwortung verpflichtete, im christlichen Menschenbild verankerte Ethik“: Geht es eine Nummer kleiner?

Löhmann: Wenn es um Grundüberzeugungen geht, ist „Downsizing“ nicht unsere Sache. Die Zeitschrift bekennt sich zu einem intellektuellen Anspruch, doch ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Wenn etwas Gutes rauskommen soll, ergänzen sich Theorie und Praxis, Erfahrung und Vorausdenken. Deswegen darf und muss man bei uns manchmal, wenn Sie so wollen, aufwendiger formulieren. Das heißt aber nicht, dass wir die Sicht und konkrete Erfahrung oder einfache klare Ansage weniger wertschätzen.

VDAJintern: Und wie sind Sie auf die Idee für das Blog „Frisch vom Land – von wegen provinziell“ gekommen?

Löhmann: Die Zeitschrift „Die Politische Meinung” hat Anfang 2020 den Titel „Landwirte – Feeding the Future“ veröffentlicht. Wir waren sehr erfreut über die Reaktionen zu dieser Ausgabe, denn sie ist bis heute Teil der Debatte. Gemeinsam mit dem Berliner Redaktionsbüro vox viridis haben wir daraufhin den Blog „Frisch vom Land – von wegen provinziell“ entwickelt und an den Start gebracht. Wiederum sind wir sehr erfreut, dass wir damit eine Diskussion, vor allem in den sozialen Medien, anstoßen.

VDAJintern: Mal eine ganz persönliche Frage: Sie sind Geisteswissenschaftler: Was verbinden Sie mit der Provinz samt den Menschen, die dort leben und arbeiten?

Löhmann: Ich erfreue mich in Berlin an der Vielfalt der Menschen und Kulturen, beobachte aber, dass man dort die Diversität des ländlichen Lebens nicht kennt oder sogar verkennt. Die grandiose Vielfalt Deutschlands und Europas erlebt nur, wer übers Land fährt, und nicht nur auf Städtetouren. Und das sage ich als Kunsthistoriker.

VDAJintern: Das klingt nach kommunikativer Kontemplation!

Löhmann: Dem widerspreche ich nicht. In der digital expandierenden Mediengesellschaft existiert eine neue ‚German Angst‘ – nämlich jene, nicht genügend vorzukommen oder öffentlich durchzudringen. Die können, rüsten kommunikativ auf und senden, was das Zeug hält, in die digitale Unendlichkeit. Dabei vergisst man leicht, dass Kommunikation ein zweiseitiger Prozess ist, der neben dem Senden auf das Empfangen zielt. In diese Richtung wollen wir mit unserem Blog steuern und lassen andere zu Wort kommen.

Informieren statt polarisieren

„Bekennende Landeier haben durchaus etwas zu sagen“, meldet die Zeitschrift „Die Politische Meinung“ zum Auftakt ihres im September gestarteten Blogs über Landwirtschaft und Ländliche Räume. Die für die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Berlin herausgegebene Publikation macht den Titel des Blogs zum Programm: „Frisch vom Land – von wegen provinziell“.

Gerade weil sich niemand Polarisierung wünschen könne, so Dr. Bernd Löhmann, Chefredakteur der „Politischen Meinung”, müsse man feststellen, „dass die Landwirtschaft insgesamt und mit ihr die ländlichen Regionen im Vergleich zu anderen Akteuren kommunikativ in die Defensive geraten sind“. (siehe Interview).

Das Konzept für das Blog stammt vom Berliner Redaktionsbüro vox viridis („Grüne Stimme“). Gemeinsam mit der ebenfalls in Berlin ansässigen Filmproduktion Picture in Motion realisiert vox viridis das viel beachtete Projekt.

Mit 18 Bildungsforen hierzulande und mehr als 100 Auslandsbüros weltweit setzt sich die Konrad-Adenauer-Stiftung laut eigenen Statuten „national und international durch politische Bildung für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit“ ein. Die Stiftung will die „freiheitliche Demokratie fördern und bewahren“. Besondere Anliegen sind „die Förderung der europäischen Einigung, die Intensivierung der transatlantischen Beziehungen und die entwicklungspolitische Zusammenarbeit“. Die Zeitschrift „Die Politische Meinung“ gilt in Print und Online als publizistisches Flaggschiff des parteinahen Think Tanks der CDU.

Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz in Berlin und Bonn ist seit 2018 Prof. Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a. D.